Uijuijui, schon wieder grässlich verspätet. Na denn mal ran…
Dass man als Praktikant in einem kleinen Kulturbetrieb mit viel Arbeit nicht so richtig viel Zeit für Laufen und Bloggen, das hab´ ich in den letzten Wochen schon rausgefunden.
Aber diese Woche ist dann alles noch mal viel extremer – Die lange vorbereiteten Festspiele finden statt, und das bedeutet: Die nächsten knapp zwei Wochen gibt´s Knochenarbeit, ohne Pause unter der Woche und an den Wochenenden, mit teilweise über 16 Arbeitsstunden pro Tag.
Da wird´s dann mit dem Laufbloggen auf einmal noch viel, viel enger, besonders wenn man eh schon ordentlich viel harte körperliche Arbeit verrichtet (Bühnen Aufbauen, Stühle Stellen, Unmengen von Zeugs von Spielstätte zu Spielstätte transportieren und und und). Entsprechend fällt dann auch das Laufpensum für diese Woche aus: Supermau!
Tatsächlich hat´s am Ende sogar nur zu einer einzigen Runde gereicht. Und die war dann auch noch komplett verunglückt:
Donnerstag 05.08.: Kläglich unterbrochenes Krüppelründchen hinter dem Darmstädter Oberfeld (4,5 km) Ookay. Wie üblich hab´ ich´s zum Wochenanfang nicht geschafft, Laufen zu gehen.
Ist ja meistens so.
Dummerweise wird´s diese Woche vermutlich auch nichts ums Wochenende rum, denn da muss ich ja arbeiten.
Bleibt also nur noch die Wochenmitte, um überhaupt noch ein bisschen die Laufschhuhe zu bewegen.
Deswegen hab´ ich mir das für heute auch schon mal ein bisschen zurechtgeplant: Heute Abend findet nämlich auf dem Hofgut Oberfeld am Rand von Darmstadt das erste Konzert der Festspiele statt, für die ich gerade tätig bin. Vorher gibt´s den lieben langen Tag bannig Arbeit, da is nix mit laufen. Und hinterher auch (denn da muss abgebaut werden). Aber während dem Konzert, da hat´s mal ein, zwei Stunden Leerlauf mit nicht viel zu tun, entsprechend will ich da einfach mal losstarten, eine schöne Runde im hübschen Wald östlich von Darmstadt rennen, um endlich mal wieder ein bisschen rauszukommen und Dampf abzulassen, und passend zum Konzertende wieder auf dem Hofgut sein.
Geplant getan.
Gegen 20:00 Uhr sage ich den Kollegen bescheid, drücke mich an den langsam eintrudelnden Konzertbesuchern vorbei aus dem Hofguttor raus, schlüpfe im in der Nähe abgestellten Auto in die Laufklamotten und renne los.
Und zwar erstmal kurz Westwärts, an der alten, baumbestandenen Erbacher Str. in Richtung Darmstadt, dann nach ein paar hundert Metern rechts auf den Scheftheimer Weg, der geradewegs mitten ins Oberfeld hinein führt. Wie eigentlich immer, wenn ich hier vorbeikomme: Richtig schön! Das Oberfeld ist ja eine Art große hügelige Hochebene, eingerahmt von dichtem Wald und voller Felder, Weiden und kleiner Gärten. Obwohl es direkt am Rand der Großstadt liegt, sieht man eigentlich fast gar nichts von ihr, dank dem wunderschönen Landschaftspark auf dem leicht erhöhten Buckel der Rosenhöhe , der den Blick auf die nahe Stadt fast völlig versperrt, so dass nur ein paar Turmspitzen über die Hügelkuppe herüberragen.
Entsprechend fühlt sich das hier oben immer so ein bisschen an, als wäre man ganz weit draußen auf dem Platten Land, und nicht in gerade mal 2,5 km von der Innenstadt entfernt. Wunderbar, vor allem jetzt im Sommer, wenn die Getreidefelder auf den sanften Hügeln im Abendwind schaukeln und gerade das schräge Licht der sinkenden Sonne von Westen über die Rosenhöhe herüberscheint.
Ich mache heute mal so richtig Tempo. Fühlt sich einfach richtig an, als wollte ich den ganzen Stress und die Anstrengungen der letzten Tage schnellstmöglich rauspowern. Tut gut und klappt bestens, mit langen Schritten fliegen ich quasi durch die idyllische Feldlandschaft in Richtung der riesigen Waldgebiete östlich der Stadt, die wie eine dunkle, grüne Mauer jenseits des Obefelds aufragen.
Dauert nur ein paar Minuten, dann bin ich – schon etwas schnaufend und schwitzend aber guter Dinge – am Waldrand und biege rechts auf den europäischen Fernwanderweg 1 ein. Bekanntes Stück, hier bin ich gerade erst vor ein paar Wochen beim Feierabendkollegenlauf mit Julia vorbeigekommen. Dieses Mal folge ich ich allerdings nicht zurück in Richtung Stadt, sondern biege an der nächsten Waldrandkante links ab, vorbei am kleinen Aussichtstürmchen zwischen den Bäumen (das keine besonders gute Aussicht bietet, wie Julia und ich neulich rausgefunden haben) tiefer in den Wald rein, bis auf die schnurgerade Katzenschneise, der ich eigentlich einfach nur folgen will, bis ich die großen Waldwiesen ein oder zwei Kilometer westlich des Waldrandes erreiche.
Hier fangen dann die Probleme an.
Ich habe in den letzten Tagen nur sehr unregelmäßig gegessen, dazu oft fett und hastig (so auch heute Mittag).
Dazu ordentlich Stress und Anstrengung.
Außerdem hab´ ich kurz vor dem Start noch einen Liter Apfelschorle auf Ex gesoffen.
Und dann auch noch das hohe Tempo, dass die Eingeweide so richtig schön durchrüttelt.
Zusammengenommen ist das dann alles ein bisschen viel für meine arme Verdauung…
Plötzlich grimmt und grummelt und drückt´s in meinem Bauch, so heftig und drängend, dass ich kaum noch vorwärts komme.
Läuferdü*****iss par excellence, so fies und drängend, dass vollkommen klar ist: Ich brauche schnellstmöglich eine Toilette!
Dummerweise gibt´s hier draußen keine (und einfach den Wald benutzen ist keine Option, sowas hab´ ich einmal in meinem Leben gemacht, es gibt Dinge, für die ist man einfach nicht geschaffen).
Die nächste, die ich kenne, ist auf dem Hofgut Oberfeld, dort wo ich gestartet bin.
Tjoaaa…
Weiter geht einfach nicht mehr, also kehre ich um, verkniffen und frustriert vorwärtsholpernd, zurück in Richtung Stadt, viel früher, als ich es eigentlich vorgehabt hätte: Links die etwas verwilderte Kellerwiesenschneise hoch bis zur (mutmaßlich, so genau schaue ich nicht hin, weil: Andere Probleme) hübschen Oppermannswiese, dann auf dem schmalen und leicht gewundenen Oberwald-Grenzweg zurück zum Waldrand und schließlich auf dem Katharinenfalltorweg zurück zum Hofgut mit seinen rettenden Sanitäranlagen.
Das Konzert hat gerade erst angefangen. Ich war allerhöchstens eine knappe halbe Stunde unterwegs, nicht mal fünf Kilometer.
Viel hat das nicht gebracht, und was noch schlimmer ist: Es wird der einzige Lauf bleiben, den ich diese Woche hinkriege – kein weiteres Durchatmen mehr, kein Rauskommen, kein Austoben, kein Stressabbauen.
Das wird sich bitter rächen, an den monströs stressigen Festspielwochenendtagen, die noch vor mir liegen…
Strecke: 4,5 km Zeit: Bffjööa, also jetz net so rischdisch viel Anteil der noch nie gelaufenen/gebloggten Passagen an der Gesamtstrecke: 77,78% (3,5 km von 4,5 km) Karte: – – –
M.